INTERVIEW MIT DER
MÄRCHENERZÄHLERIN CLAUDIA EDERMAYER
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Wie wurden Sie Märchenerzählerin?

Das ist meistens die erste Frage, die mir zu meinem Beruf gestellt wird. Nun – die Antwort: Ich kam über das Zuhören zum Erzählen. In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts veranstaltete Folke Tegetthoff in Linz die Langen Nächte der Märchenerzähler, die mich das erste Mal mit dem Erzählen in Berührung brachten. Mich faszinierte neben den Geschichten vor allem die Vielfalt an Erzählstilen und an Ausdrucksmöglichkeiten. Und so ist es heute noch - ich erzähle nicht nur gerne, sondern höre auch gerne zu.

Meine erste auswärtige Geschichte erzählte ich zwei Freundinnen bei einer Bergtour im Prielschutzhaus. Im Laufe der Jahre stellte ich fest, dass das Erzählen mir immer mehr Freude bereitete. Es wurde zu meiner Leidenschaft und schließlich 2001 zu meinem Beruf.

Woher haben Sie Ihre Geschichten?

Ich finde die Märchen und Sagen in meiner Büchersammlung, die mittlerweile auf fast 550 Bücher angewachsen ist. Neben Märchen, Sagen und Mythen befinden sich in meiner Bibliothek auch Hintergrundliteratur und Informationen über Brauchtum und Lebensweise der unterschiedlichsten Völker.

Vor langer, langer Zeit, als die Erde noch jung war und die Märchen noch wahr waren ...

Dieser Beginn ist mein Markenzeichen und begleitet mich bereits seit zwanzig Jahren. Damals - im Jahr 2001 - arbeitete ich noch in der Lebenshilfe und bereitete mich auf die Selbstständigkeit vor. Als ich meine erste CD "Märchenzauber" fertiggestellt hatte, bat ich unseren Zivildiener Flo um Rückmeldung. Dieser regte an, einen wiedererkennbaren Anfang für alle Märchen zu schaffen.
Für die CD war es bereits zu spät, allerdings machte ich mich gleich an die Arbeit und suchte nach einem schönen Beginn. Ich forschte in den alten Märchen nach, bis ich in dem Buch "Der Tanz der Gefiederten Schlange" (1985) von Frederik Hetmann auf "Als die Welt noch jung war" stieß.
Der Anfang war gemacht. Nach einigem Hin und Her gelangte ich endlich zu der heutigen Version, die seit zwanzig Jahren mein Publikum in die Welt der Märchen führt: "Vor langer, langer Zeit, als die Erde noch jung war und die Märchen noch wahr waren ..."

Wie lange dauert es, bis Sie ein neues Programm erstellt haben?

Für die Erarbeitung von neuen Erzählprogrammen muss ich ca. ein bis zwei Monate einplanen. Einen Großteil der Zeit nimmt das Finden der Geschichten in Anspruch.

Lesen Sie aus Büchern vor?

Nein! Ich bin Märchenerzählerin, das heißt, ich erzähle frei und in Hochdeutsch, selten auch im Dialekt oder auf Anfrage in Englisch. Die ausgewählten Geschichten bearbeite ich und bringe sie in die passende Erzählversion.

Schreiben Sie auch Märchen selbst?

Die meisten Geschichten, Märchen, Sagen und Mythen sind überliefert und von mir bearbeitet. Ich schreibe allerdings seit vielen Jahren Theaterstücke für das Tiroler Märchen- und Sagenfestival.
2014 hatte in Linz mein Theaterstück "Zwölf der Elf und das verlorene Licht" Premiere.

Für zwei meiner selbst verfassten Märchen erhielt ich Preise:
"Alberndorfer Märchenpreis" 2010 den ersten Preis für "Der Feenmann" und 2011 den dritten Preis für "Die List des Zauberers".
Im Dezember 2012 erschien das Bilderbuch "Bibbo" in der Edition Drachenperle, meinem Eigenverlag. Es basiert auf einer mehr als 1.500 Jahre alten, indischen Geschichte und auf afrikanischen Motiven, die ich miteinander verwoben, weitergesponnen und in eine neue Form gebracht habe. Die Bilder dazu hat die Künstlerin Riki Jausz gestaltet.
Im Juli 2015 habe ich das Buch "Zwölf und das verlorene Elfenlicht" mit Bildern von Thomas Gangl veröffentlicht.
Mehr auf der Website der Edition Drachenperle.
2016 ist im Kehrwasser Verlag mein Buch "Sagenhafte Donauwelt - Donausagen neu erzählt für Erwachsene" erschienen.

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