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Märchenhaftes zum Nachlesen

verschneiter Wald

Warm und kalt aus einem Mund - Ein Märchen aus Tirol

An einem Wintertag ging ein Holzfäller in den Wald, um dort einen Baum zu fällen. Plötzlich stand ein Waldmännlein vor ihm und fragte: „Sag, was machst du denn da?”
„Ich fälle einen Baum”, antwortete der Holzfäller.
„Darf ich dir bei der Arbeit zusehen?”, fragte das Waldmännlein neugierig.
Der Holzfäller nickte und das Waldmännlein setzte sich auf einen Stein. Nach einer Weile legte er seine Axt zur Seite, zog die Handschuhe aus und blies in seine Hände, um sie aufzuwärmen.

Das Waldmännlein sprang auf und rief: „Was machst du da?”
„Ich blase in meine Hände, um sie aufzuwärmen.”
Das Waldmännlein lächelte und setzte sich wieder. Als es Mittag wurde, entfachte der Mann ein Feuer und wärmte darauf eine kräftige Suppe. Da er sehr hungrig war, fuhr er mit dem Löffel in das Essen und blies darauf, um es abzukühlen.

Verwundert fragte das Waldmännlein: „Sag, ist dein Essen immer noch nicht warm genug, weil du da draufbläst?”
Der Holzfäller schüttelte den Kopf und sagte: „Aber nein, ich blase auf meine Suppe, um sie abzukühlen.”
Entsetzt sprang das Waldmännlein auf und rief: „Nein, bei dir bleibe ich nicht, bei dir kommt ja warm und kalt aus einem Mund! Du bist mir unheimlich! Du bist ein Zauberer!”
Dann lief es davon und wurde nie wieder gesehen.

Die südtiroler Brüder Ingaz und Joseph Zingerle haben dieses Märchen aus dem Unterinntal aufgeschrieben. Wie die Brüder Grimm sammelten auch sie Kinder- und Hausmärchen. Die erste Ausgabe erschien im Jahr 1854.

Zeichnung Pfeil

Hier geht es zur Sage vom Einleger Lenzl